Neugestaltung Kammgarnhof
Schaffhausen

30
Ausloberin

Stadt Schaffhausen

Projektdaten

offener einstufiger Projektwettbewerb 2021 - 2. Rang

Architektur

Christoph Schmid Architekt, Zürich

Bauingenieurwesen

Dr. Deurig + Oehninger AG Bauingenieure, Winterthur

Projektstatus

Wettbewerb

Würdigung aus dem Jurybericht:

«Mit dem Projektvorschlag gelingt es den Verfassenden in überzeugender Weise, den verschiedenen Anforderungen an den Kammgarnhof gerecht zu werden. Das Freilassen der Hofmitte in Verbindung mit den intensiver gestalteten, ökologisch wertvollen Randbereichen eröffnet eine nutzungsspezifische und gestalterische Vielfalt. Die bepflanzte Terrainmodulation – welche die dienenden Funktionen des Hofs aufnimmt und vor störenden Emissionen der Rheinuferstrasse abschirmt – das dreiseitig umlaufende Baumdach sowie das zentrale Wasserspiel sorgen auch an heissen Tagen für eine angenehme Aufenthaltsqualität.»

Kammgarn

Das Areal des Kammgarnhofs hat im Verlauf der Geschichte viele Überformungen und Nutzungen erfahren. Vom mittelalterlichen Obstbaumgarten des Klosters Allerheiligen als offene Fläche innerhalb der Stadtmauer, über die schrittweisen Phasen der Industrialisierung mit unterschiedlichsten Fabrik- und Werkbauten bis zur wieder offenen Parkplatzfläche. Mit der Verlagerung der Autoparkierung unter die Erde und Widmung zum für alle offenen Aufenthalts- und Veranstaltungsort erhält die «Erzählung des Ortes» eine neue Schicht. Er wird zum Öffentlichen Raum.

Als einer der wenigen grossen Freiräume innerhalb der Altstadt sind die Erwartungen und Anforderungen sehr vielfältig. Neben dem Herrenacker als grosser, eindrücklicher Leere inmitten der engen und verwinkelten Altstadt und neben dem introvertierten Moser-Garten, besitzt der Kammgarnhof mit seiner dreiseitig hohen Fassung durch die Fabrik- und Verwaltungsbauten und der Öffnung nach Süden zum Rhein ein Alleinstellungsmerkmal: den Bezug nach Aussen, zur Landschaft.

Der neue Kammgarnhof wird als Ort für Jedermann von dieser Offenheit nach Aussen profitieren und gleichwohl Geborgenheit und Rückzugsmöglichkeit für die Nutzer bieten. In erster Linie aber ist er bespielbarer Möglichkeitsraum, der künftig einer Vielzahl an Nutzungen offensteht und wenig verhindert. Und im Alltag soll er Anziehungspunkt und spezifischer Aufenthaltsort sein.

Raum

Der Hofraum wird auch künftig von Fassade zu Fassade erlebbar sein und den Ausblick auf das jenseits des Rheins liegende, baumbestandene Feuerthaler Ufer ermöglichen. Durch die Uferverbauung von Rheinuferstrasse und Rheinpromenade vom Fluss visuell entkoppelt, dient der gegenüberliegende Uferhang als «Fernbezug» zum Rhein. Die visuelle und akustische Präsenz des Strassenverkehrs wird durch eine in ihrer Höhe fein austarierte Terrainmodellierung weitgehend ausgeblendet, der Blick wird über den mit Blumenwiese überzogenen «Wall» in die Weite gelenkt. Ihren Ausgangspunkt hat die grüne Raumfigur vor dem IWC-Gebäude. Am Durchgang von der Baumgartenstrasse beginnt die Blumenwiese vor der Glasfassade kontinuierlich an Breite und Höhe sanft zuzunehmen. Die Öffnung zur Rheinuferstrasse bietet eine Durchgangsmöglichkeit, ehe die Terrainmodellierung entlang der Strasse ihre Fortführung findet und in einer fliessenden Bewegung einen weiten Bogen beschreibend weiter an Höhe gewinnt, bis zur Fussgängerquerung über die Rheinuferstrasse im Westen, wo sie als grüne Steilböschung mit dem Tiefgaragenbauwerk verschmilzt, das hier als überdeckte TG-Rampe «auftaucht».

Über eine Stiege erreicht man an dieser Stelle das die TG-Rampe und die Infrastrukturräume überziehende Kammgarndeck, von dem aus man den Blick auf den Rhein oder auf das Geschehen im Kammgarnhof schweifen lassen kann. Liegen und Sitzelemente sowie ein luftiger Schattenpavillon lassen Leichtigkeit auf dem holzbeplankten Deck aufkommen.

Als hölzerne Raumfigur senkt sich das Kammgarndeck zum Hof und lädt mit seinen flachen Stufen zum Bespielen als Sitzbühne ein. Eine langgezogene, rollstuhlgängige Rampe zieht sich zwischen Sitzstufen und Blumenwiesenböschung nach unten bis sie am Durchgang zur Rheinuferstrasse auf dem Niveau des Hofbelags angelangt. 

Hof

Die zentrale Hoffläche ist von einem Grosspflasterbelag aus Naturstein bestimmt, der immer wieder von chaussierten Flächen durchzogen wird. Ziel ist ein fugenoffener, versickerungsfähiger und – trotz TG-Unterbauung – verdunstungsfähiger Hofbelag mit ungezwungener Ausstrahlung. Aufkommende Ruderalvegetation (Blumen, Kräuter) ist – wo geringere Nutzung es zulässt – ausdrücklich erwünscht. Keine nutzungsverhindernden Einbauten und Installationen verstellen die Belagsfläche.

Lediglich in der Hofmitte ist als unprätentiöser Schwerpunkt eine grosse runde Betonplatte als Wasserspiel und/oder Mittelbühne schwellenlos in die Hoffläche eingeschrieben. Im sommerlichen Alltag erhält der leicht trichterförmig vertiefte Betonkreis in der Mitte einen 5m hohen Mast eingesteckt. An dessen Spitze ist ein mehrflügeliger Wassersprenger aufgesetzt, der durch Wasserdruck zur Rotation gebracht wird und das entstehende flache Planschbecken beregnet. Für Kinder und Erwachsene gleichermassen Anziehungspunkt, wird das Geschehen im Zentrum zum Attraktor und lädt zum Mitmachen, Nasswerden oder vom Rand aus Zuschauen ein. Sonne und Wind werden das Übrige zum ständig sich verändernden Ereignis beitragen.

Bei anderweitiger Nutzung der Hoffläche kann der Regenmast entfernt werden. Der Hof lässt so enorm viele Aneignungsmöglichkeiten durch die Betreiber der angrenzenden Atelier- und Eventlokalitäten, aber auch durch externe Gastspiele zu. So kann hier im Do-It-Yourself-Workshop gezimmert werden, Beach-Volleyballfelder können geschüttet, Konzertbühnen unterschiedlicher Grösse montiert, Kinoleinwände gehisst, Kunst- und Flohmärkte veranstaltet, Zelte und Karussells betrieben, ein Fesselballon steigen gelassen werden und vieles mehr.

Saum

An den drei von den flankierenden Gebäuden gefassten Seiten wird der Hof von jeweils unterschiedlichen ausgeprägten und materialisierten Bereichen gesäumt, die jedoch durch ein gemeinsames Baumkronendach verbunden sind.

Die Terrainmodellierung entlang dem IWC-Gebäude wird zur bienenumsummten Liegewiese mit Blick auf die Hofmitte. Im Norden erhält die Caféterrasse eine die bestehende Kastanie umfassenden Vergrösserung. Die Stufen der Terrasse dienen wiederum als ungezwungene Sitzgelegenheit fürs Hofpublikum. Der Vorbereich des Kammgarn West ist entsiegelte, chaussierte Fläche unter Bäumen, auf der im lichten Schatten Aussengastronomie oder Ausstellungsfläche der angrenzenden Ateliers entsteht.

Die frei in den fassadennahen Bereich der Gebäude eingestreuten Bäume bilden ein hoch aufgeastetes, hochstämmiges Baumdach, das den Horizont der Baumkronen von Aktionsraum des Hofs entkoppelt. Die 5 bis 6m hohen Stämme dienen als Filter zwischen Fassaden und dem Öffentlichen Raum. Dieses Saumdach aus klimafesten Bäumen (Erlen, Espen, Gleditsien, Schnurbäumen o.ä.) macht im Jahresverlauf eine Vielfalt jahreszeitlicher Veränderungen im Kammgarnhof erlebbar und integriert ganz selbstverständlich die bestehende, heute hofbestimmende Kastanie.

Visualisierung: visuz | Mario Zander

Würdigung aus dem Jurybericht:

«Mit dem Projektvorschlag gelingt es den Verfassenden in überzeugender Weise, den verschiedenen Anforderungen an den Kammgarnhof gerecht zu werden. Das Freilassen der Hofmitte in Verbindung mit den intensiver gestalteten, ökologisch wertvollen Randbereichen eröffnet eine nutzungsspezifische und gestalterische Vielfalt. Die bepflanzte Terrainmodulation – welche die dienenden Funktionen des Hofs aufnimmt und vor störenden Emissionen der Rheinuferstrasse abschirmt – das dreiseitig umlaufende Baumdach sowie das zentrale Wasserspiel sorgen auch an heissen Tagen für eine angenehme Aufenthaltsqualität.»

Kammgarn

Das Areal des Kammgarnhofs hat im Verlauf der Geschichte viele Überformungen und Nutzungen erfahren. Vom mittelalterlichen Obstbaumgarten des Klosters Allerheiligen als offene Fläche innerhalb der Stadtmauer, über die schrittweisen Phasen der Industrialisierung mit unterschiedlichsten Fabrik- und Werkbauten bis zur wieder offenen Parkplatzfläche. Mit der Verlagerung der Autoparkierung unter die Erde und Widmung zum für alle offenen Aufenthalts- und Veranstaltungsort erhält die «Erzählung des Ortes» eine neue Schicht. Er wird zum Öffentlichen Raum.

Als einer der wenigen grossen Freiräume innerhalb der Altstadt sind die Erwartungen und Anforderungen sehr vielfältig. Neben dem Herrenacker als grosser, eindrücklicher Leere inmitten der engen und verwinkelten Altstadt und neben dem introvertierten Moser-Garten, besitzt der Kammgarnhof mit seiner dreiseitig hohen Fassung durch die Fabrik- und Verwaltungsbauten und der Öffnung nach Süden zum Rhein ein Alleinstellungsmerkmal: den Bezug nach Aussen, zur Landschaft.

Der neue Kammgarnhof wird als Ort für Jedermann von dieser Offenheit nach Aussen profitieren und gleichwohl Geborgenheit und Rückzugsmöglichkeit für die Nutzer bieten. In erster Linie aber ist er bespielbarer Möglichkeitsraum, der künftig einer Vielzahl an Nutzungen offensteht und wenig verhindert. Und im Alltag soll er Anziehungspunkt und spezifischer Aufenthaltsort sein.

Raum

Der Hofraum wird auch künftig von Fassade zu Fassade erlebbar sein und den Ausblick auf das jenseits des Rheins liegende, baumbestandene Feuerthaler Ufer ermöglichen. Durch die Uferverbauung von Rheinuferstrasse und Rheinpromenade vom Fluss visuell entkoppelt, dient der gegenüberliegende Uferhang als «Fernbezug» zum Rhein. Die visuelle und akustische Präsenz des Strassenverkehrs wird durch eine in ihrer Höhe fein austarierte Terrainmodellierung weitgehend ausgeblendet, der Blick wird über den mit Blumenwiese überzogenen «Wall» in die Weite gelenkt. Ihren Ausgangspunkt hat die grüne Raumfigur vor dem IWC-Gebäude. Am Durchgang von der Baumgartenstrasse beginnt die Blumenwiese vor der Glasfassade kontinuierlich an Breite und Höhe sanft zuzunehmen. Die Öffnung zur Rheinuferstrasse bietet eine Durchgangsmöglichkeit, ehe die Terrainmodellierung entlang der Strasse ihre Fortführung findet und in einer fliessenden Bewegung einen weiten Bogen beschreibend weiter an Höhe gewinnt, bis zur Fussgängerquerung über die Rheinuferstrasse im Westen, wo sie als grüne Steilböschung mit dem Tiefgaragenbauwerk verschmilzt, das hier als überdeckte TG-Rampe «auftaucht».

Über eine Stiege erreicht man an dieser Stelle das die TG-Rampe und die Infrastrukturräume überziehende Kammgarndeck, von dem aus man den Blick auf den Rhein oder auf das Geschehen im Kammgarnhof schweifen lassen kann. Liegen und Sitzelemente sowie ein luftiger Schattenpavillon lassen Leichtigkeit auf dem holzbeplankten Deck aufkommen.

Als hölzerne Raumfigur senkt sich das Kammgarndeck zum Hof und lädt mit seinen flachen Stufen zum Bespielen als Sitzbühne ein. Eine langgezogene, rollstuhlgängige Rampe zieht sich zwischen Sitzstufen und Blumenwiesenböschung nach unten bis sie am Durchgang zur Rheinuferstrasse auf dem Niveau des Hofbelags angelangt. 

Hof

Die zentrale Hoffläche ist von einem Grosspflasterbelag aus Naturstein bestimmt, der immer wieder von chaussierten Flächen durchzogen wird. Ziel ist ein fugenoffener, versickerungsfähiger und – trotz TG-Unterbauung – verdunstungsfähiger Hofbelag mit ungezwungener Ausstrahlung. Aufkommende Ruderalvegetation (Blumen, Kräuter) ist – wo geringere Nutzung es zulässt – ausdrücklich erwünscht. Keine nutzungsverhindernden Einbauten und Installationen verstellen die Belagsfläche.

Lediglich in der Hofmitte ist als unprätentiöser Schwerpunkt eine grosse runde Betonplatte als Wasserspiel und/oder Mittelbühne schwellenlos in die Hoffläche eingeschrieben. Im sommerlichen Alltag erhält der leicht trichterförmig vertiefte Betonkreis in der Mitte einen 5m hohen Mast eingesteckt. An dessen Spitze ist ein mehrflügeliger Wassersprenger aufgesetzt, der durch Wasserdruck zur Rotation gebracht wird und das entstehende flache Planschbecken beregnet. Für Kinder und Erwachsene gleichermassen Anziehungspunkt, wird das Geschehen im Zentrum zum Attraktor und lädt zum Mitmachen, Nasswerden oder vom Rand aus Zuschauen ein. Sonne und Wind werden das Übrige zum ständig sich verändernden Ereignis beitragen.

Bei anderweitiger Nutzung der Hoffläche kann der Regenmast entfernt werden. Der Hof lässt so enorm viele Aneignungsmöglichkeiten durch die Betreiber der angrenzenden Atelier- und Eventlokalitäten, aber auch durch externe Gastspiele zu. So kann hier im Do-It-Yourself-Workshop gezimmert werden, Beach-Volleyballfelder können geschüttet, Konzertbühnen unterschiedlicher Grösse montiert, Kinoleinwände gehisst, Kunst- und Flohmärkte veranstaltet, Zelte und Karussells betrieben, ein Fesselballon steigen gelassen werden und vieles mehr.

Saum

An den drei von den flankierenden Gebäuden gefassten Seiten wird der Hof von jeweils unterschiedlichen ausgeprägten und materialisierten Bereichen gesäumt, die jedoch durch ein gemeinsames Baumkronendach verbunden sind.

Die Terrainmodellierung entlang dem IWC-Gebäude wird zur bienenumsummten Liegewiese mit Blick auf die Hofmitte. Im Norden erhält die Caféterrasse eine die bestehende Kastanie umfassenden Vergrösserung. Die Stufen der Terrasse dienen wiederum als ungezwungene Sitzgelegenheit fürs Hofpublikum. Der Vorbereich des Kammgarn West ist entsiegelte, chaussierte Fläche unter Bäumen, auf der im lichten Schatten Aussengastronomie oder Ausstellungsfläche der angrenzenden Ateliers entsteht.

Die frei in den fassadennahen Bereich der Gebäude eingestreuten Bäume bilden ein hoch aufgeastetes, hochstämmiges Baumdach, das den Horizont der Baumkronen von Aktionsraum des Hofs entkoppelt. Die 5 bis 6m hohen Stämme dienen als Filter zwischen Fassaden und dem Öffentlichen Raum. Dieses Saumdach aus klimafesten Bäumen (Erlen, Espen, Gleditsien, Schnurbäumen o.ä.) macht im Jahresverlauf eine Vielfalt jahreszeitlicher Veränderungen im Kammgarnhof erlebbar und integriert ganz selbstverständlich die bestehende, heute hofbestimmende Kastanie.

Visualisierung: visuz | Mario Zander